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Interview mit Ronja von Wurmb-Seibel

RonjavonWurmbSeibel_swDu hast als Journalistin in Kabul gelebt und gearbeitet. In welchem Umfang kommunizieren die Menschen dort übers Netz?

Als ich nach Kabul kam, war ich überrascht, wie wichtig das Internet dort ist. Gerade die jüngeren Leute sind online extrem stark vernetzt. Facebook, Instagram, Twitter und Apps, deren Namen ich vorher noch nie gehört hatte. Extrem viel läuft über Facebook, jedes Ministerium, jeder Politiker, jedes Geschäft hat eine eigene Seite, alles zu Zeiten, als dies in Deutschland noch sehr ungewöhnlich war.

Das Internet hat in Kabul eine sehr existenzielle Funktion: Immer wenn es irgendwo in der Stadt einen Anschlag gegeben hat, tauschen die Leute auf Twitter ihre Infos aus. Wer hat den Knall gehört? In welchen Stadtteilen? Wie viele Verletzte gibt es? Wie viele Tote? Wer war der Angreifer? Meistens gibt es schon in den ersten Minuten nach dem Anschlag relativ genaue Angaben dazu, wo etwas passiert ist.

Und dann gibt es noch eine ganz andere Seite: Viele junge Leute nutzen das Internet, um mit ihrem heimlichen Schwarm zu flirten, weil die meisten Familien immer noch darauf beharren, dass ihre Kinder ihren zukünftigen Mann oder ihre zukünftige Frau erst bei der Hochzeit kennenlernen. Das Internet bietet also auch die Möglichkeit, gesellschaftlich streng überwachte Regeln zu umgehen.

Insgesamt gibt es aber natürlich einen Haufen Leute in Kabul, die das Internet nicht nutzen, weil sie es sich nicht leisten können. Das Geld, das sie verdienen oder erbetteln, reicht nicht einmal, um genug Essen für ihre Familie kaufen zu können.

Welchen Beitrag könnte die Technik deiner Meinung nach leisten, um die Kommunikation in Afghanistan zu verbessern?

Eine Handykarte 4G kostet etwa 10 Dollar, je nach Anbieter. So viel verdient ein einfacher Arbeiter an zwei oder drei Tagen. Man muss sich das Internet also erst mal überhaupt leisten können. Über das Handy hinaus haben nur sehr wohlhabende Afghanen und manche Ausländer eine wirklich stabile Verbindung. Und sobald man die Stadt verlässt, ist es auch schon vorbei mit Vernetzung. Da ist noch viel Luft nach oben, gerade in den ländlichen Gebieten.

Gehen die Menschen dort im Netz anders miteinander um als hier?

Diskussionen im Netz, unabhängig von ihrem Inhalt, werden wahnsinnig schnell politisch aufgeladen. Da gibt es immer irgendeinen, der anfängt, dieses oder jenes Thema für eine Debatte über die verschiedenen Ethnien in Afghanistan zu benutzen. Das liegt vermutlich auch daran, dass die meisten Menschen in Afghanistan sehr politisch sind, einfach weil sie die konkreten Auswirkungen der Politik und des Kriegs viel stärker in ihrem eigenen Leben spüren, als wir das in Europa gewohnt sind. In vielen Fällen ist die Kommunikation aber auch sehr zielgerichtet, etwa wenn es darum geht, eine Demonstration zu organisieren, oder wenn nach einem großen Anschlag die Blutreserven in den Krankenhäusern knapp werden und dringend Spender für eine bestimmte Blutgruppe gesucht werden.

Waren die Geflüchteten aus Syrien und Afghanistan der Grund, dass ein rauer Ton im Netz spürbar wurde, oder war der Umgang früher genauso rau?

Aus meiner Sicht war das schon immer so. Während des Studiums, von 2007 bis 2011, habe ich für die Redaktion von GMX und web.de gearbeitet. Während der Wochenenddienste musste ich dort manchmal die Foren betreuen – niemand wollte diesen Job machen, weil es in den Kommentarspalten so derb zuging. Ich kann mich an mehrere Morddrohungen unter den Usern erinnern, ein paar Mal mussten wir die Polizei rufen. Vielleicht ist der raue Ton heute hörbarer geworden, weil mehr Leute diese Kommunikationsform nutzen. Aber das kann ja auch etwas Positives sein. Wenn man ein Phänomen erst mal erkannt hat, kann man es auch ändern oder wenigstens gegensteuern. Gerade im Zusammenhang mit den Neuankömmlingen in Deutschland habe ich das Netz auch als einen Ort des Mitgefühls und der Unterstützung erlebt. Wenn ich zum Beispiel für Freunde, die aus Kabul nach Deutschland gekommen sind, über Social Media einen Job, ein Fahrrad oder einen Deutschlehrer gesucht habe, hat dies jedes Mal unglaublich schnell geklappt.

Welchen Rat kannst du Journalisten/Journalistinnen geben, die sich aufmachen, aus Krisen- und Kriegsgebieten zu berichten und zu bloggen?

Banal, aber wichtig: Die meisten »normalen« Versicherungen gelten in Kriegsgebieten nicht, selbst wenn der Versicherer etwas anderes behauptet. Als ich zum ersten Mal nach Afghanistan ging, fragte ich einen erfahrenen Kollegen, der seit Jahrzehnten in Kriegsgebieten unterwegs ist, welche Versicherung er nutzt. Er bemerkte bei dieser Gelegenheit, dass seine Versicherung nicht ansatzweise das abdeckte, von dem er immer ausgegangen war. Im Ernstfall ist so etwas fatal. Ich kann die Versicherung über Reporter ohne Grenzen empfehlen, sie ist einigermaßen günstig und deckt bis auf Entführungen alles ab. Ansonsten: Versucht so gut wie möglich zu verstehen, warum ihr in das jeweilige Land wollt. Das hilft später beim Geschichtenverkaufen, aber vor allem hilft es gegen die Sucht nach Adrenalin und die Gefahr, die damit einhergeht.

Macht euch ein eigenes Bild! Ihr könnt so viele Bücher gelesen haben, wie ihr wollt. Das, was wirklich neu sein wird an euren Geschichten, ist euer Blick, euer Zugang. Als junge Menschen lernt ihr andere Leute kennen als alteingesessene Korrespondenten. Nutzt das als Vorteil und versucht nicht, so zu werden wie sie.

Macht euer eigenes Ding! Die beste Ausbildung, die besten Kontakte, die beste Ausrüstung und das größte Talent sind nichts im Vergleich zu dem Gefühl, wenn du vor einer Geschichte stehst und spürst: Ich muss das erzählen. Seid offen, lasst euch berühren, versucht, Schmerz, Wut und Ohnmacht nicht wegzudrücken, sondern auszuhalten und zu verstehen; und dann: Macht was draus!

Helft euch gegenseitig! Arschlöcher gibt es in unserer Branche schon genug. Aber vor allem: Hört auf euer Bauchgefühl. Wenn euch etwas zu unsicher vorkommt, lasst es bleiben. Immer. Seid nicht zu wagemutig. Dass ihr in das Land gegangen seid, war tough genug. Egal, wie wichtig eine Geschichte ist: Wenn ihr bei der Recherche draufgeht, könnt ihr sie nicht erzählen.

Verstärken die sozialen Medien Hass oder Mitgefühl? Oder macht das Netz Hass oder Mitgefühl nur deutlicher spürbar?

Ach, die Schimpfenden sind halt lauter als der Rest, das ist im Netz nicht anders als überall sonst. Aber es ist mit dem Netz auch einfacher geworden zu helfen: Letztens habe ich für einen bedürftigen Kumpel ein neues Handy gesucht und dafür auf Facebook gepostet. Nach drei Minuten schrieb mir jemand, dass er gern sein altes iPhone verschenken möchte. Und ein Bekannter von mir hat neulich online Geld für eine weitere Runde Chemotherapie gesammelt, weil er sich mit den Behandlungen davor schon komplett verschuldet hatte.

Gibt es Momente, in denen du wegen des rauen Tons, der im Netz manchmal herrscht, ungern vernetzt bist?

Nein. Ich kann ja selbst steuern, wann und wie ich mich diesem Ton aussetze. Ich lese zum Beispiel grundsätzlich sämtliche Kommentare unter meinen Artikeln, allerdings nur dann, wenn ich gut drauf bin und weiß, dass mir die Pöbler nichts ausmachen. Ich versuche, ihre überbordenden Gefühle rauszufiltern und mich zu fragen, welche inhaltliche Kritik hinter dem Lärm versteckt sein könnte. Manchmal komme ich dabei auf ganz gute Ideen. Ich finde, es ist wichtig zuzuhören – gerade denjenigen, deren Meinung wir nicht teilen.

Gibt es Strategien, welche die Empathie im Netz fördern könnten?

O ja, die gibt es. Kübra Gümüșay, eine unglaublich kluge und aktive Bloggerin, macht uns das regelmäßig vor. Mit #SchauHin initiierte sie eine Kampagne, die nun schon seit Jahren auf Alltagsrassismus aufmerksam macht. Auf der re:publica 2016 warb sie mit #OrganisierteLiebe dafür, das Mitgefühl im Netz laut werden zu lassen, oder wie sie selbst es sagte: »Wir müssen Kommentarspalten fluten und Danke sagen!«

Info: Dieses Interview ist Teil einer Reihe von insgesamt 15 Interviews und wurde letzten Sommer im Rahmen eines Buchprojektes geführt.

Interview mit Patrick Breitenbach

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Du nennst dich digitaler Botschafter und beschäftigst dich mit den Themen Shitstorm und emotionale Ansteckung. Gab es diese Phänomene auch schon vor der Etablierung des Netzes?

Ja, die gab es schon vorher, zumindest emotionale Ansteckung. Der Mensch lernt maßgeblich über Imitation. Und das bedeutet, dass wir – bewusst oder sogar unbewusst – ständig darum bemüht sind, andere Menschen zu imitieren. Wenn wir ständig umringt sind von Menschen, die schlechter Laune sind, färbt das langfristig auch auf uns ab. Aber natürlich passiert das auch umgekehrt. Das heißt, wenn man Menschen hat, die stets gut gelaunt sind, sind diese genauso ansteckend. Im öffentlichen Raum ist emotionale Ansteckung seit Beginn der Menschheit vorhanden, weil wir auf diese Weise lernen und uns so weiterentwickeln.

Das Netz hat natürlich eine ganz neue Dynamik hineingebracht, weil es die Welt viel kleiner und mehr Kommunikation sichtbar macht. Es leitet auch ein bisschen dazu an, mehr Missverständnisse in die Kommunikation zu bringen. Es findet viel auf Textebene – das heißt in Eigeninterpretation – ohne Mimik und Gestik statt. Insgesamt kann man sagen, dass wir durch das Netz mehr Kommunikationskontakte haben und vor allem mit den verschiedensten Menschen in Kontakt treten. Damit erhöht sich natürlich tendenziell auch die Gefahr der Ansteckung der jeweiligen Emotion. Von daher ist emotionale Ansteckung nichts Neues.

Was den Shitstorm betrifft: Es ist die Frage, wie man Shitstorm definiert. Diesen Begriff gibt es im Englischen nicht, dort spricht man vom Firestorm. Im Deutschen hat sich der Name Shitstorm etabliert, er bezieht sich aber auf die digitale Variante der Ansteckung oder des Beschimpfens und der Empörung. Auch vor der Entstehung des Internets gab es sicherlich Empörungswellen, aber die liefen sehr viel kleiner, begrenzter und langsamer ab. Gerüchte zum Beispiel sind auch im Dorf umhergegangen, man hat über den anderen gelästert, man hat andere auch zum Teil öffentlich beschimpft, an den Pranger gestellt. Also dieses Urmenschliche und die Motivation, das zu tun, sind nicht neu. Aber die Dynamik hat sich fundamental verändert.

Ist die positive oder negative emotionale Ansteckung größer in ihrer Dimension?

Das ist natürlich am Ende empirisch sehr schwierig nachzuweisen. Es gab eine große Studie von Facebook, bei der herausgekommen ist, dass es auf jeden Fall in die positive Richtung funktioniert. Momentan haben wir natürlich alle das Gefühl, dass die Laune insgesamt schlechter wird und die Ansteckung in Hass und in mieser Laune überwiegt. Aber es funktioniert tatsächlich umgekehrt. Wir sprechen aber eher über die Dinge, die uns aufregen, erregen und Angst machen. Von daher sind solche Themen bei uns unmittelbar im Bewusstsein, und das kann insgesamt den Eindruck verzerren und verfälschen. Deswegen würde ich mich gar nicht hinreißen lassen, eine eindeutige Aussage zu treffen. Was aber klar ist: Die Ansteckung funktioniert definitiv in beide Richtungen.

Wie können User einen Shitstorm eindämmen, und wann lässt man ihn am besten besser über sich ergehen?

Das kommt darauf an, um was für eine Art von Shitstorm es sich handelt. Es gibt Shitstorms, bei denen man als Betroffener gar nicht viel verändern kann, außer es über sich ergehen zu lassen. Vor allem wenn es um Grundwerte und Werterhaltung geht. Ein Beispiel: Man verletzt die eine Seite in ihren Grundwerten, diese empört sich und drischt ein. Man selbst hat aber eine ganz andere Haltung, die man auch gar nicht verändern möchte. In dieser Situation macht es keinen Sinn, seine Haltung zu verändern, nur weil sich andere empören.

Etwas anderes ist es, wenn man als Unternehmen ein mangelhaftes Produkt in Umlauf gebracht oder sogar betrügerisch gehandelt hat. Wenn eine Reaktion des Unternehmens erwartet wird, dieses Fehlverhalten zum einen einzugestehen und zum anderen zeitnah zu beseitigen, ist es in aller Regel geraten, als Unternehmen zu reagieren, um damit den Shitstorm zu beenden oder sogar ins Positive zu wenden. Auch dies ist möglich. Shitstorms können mitunter eine Chance für Unternehmen sein, diesen Shitstorm kommunikativ zu nutzen. Fast alle Shitstorms haben gemeinsam, dass sie irgendwann vorbeigehen. Die Erfahrung zeigt, dass die Empörungswelle zwar immer sehr groß und heftig ist, aber der nächste Shitstorm zum Glück bereits an der nächsten Ecke wartet, sodass das Gewitter an den nächsten Schauplatz zieht. Für denjenigen, der betroffen ist, ist das natürlich immer saublöd. Aber mitunter kann man sagen, dass so etwas sehr schnell auch von alleine wieder vorbeigeht. Oder wenn man Glück und eine breite fan base hat – also viele Sympathisanten auf seiner Seite –, kann man hoffen, dass diese vielleicht in die Bresche springen und den Kampf sozusagen für einen mit ausfechten. Auch hier gilt es dann, eher ein bisschen zurückhaltend und abwartend zu sein. Es gibt kein pauschales Rezept, es kommt tatsächlich auf den jeweiligen Fall in dem entsprechenden Kontext an.

Transparenz ist wahrscheinlich auch ein guter Ratgeber?

Mein erster Tipp wäre: Sobald man merkt, dass man sich emotional angegriffen fühlt – und das merkt man ja sehr schnell, wenn man ein bisschen auf sich achtet –, wenn man Herzrasen kriegt, wenn man sich aufregt, dann sollte man nicht reagieren. Also in dieser Situation hilft es, einen Außenstehenden, der ein bisschen Distanz hat, dem man aber auch vertrauen kann, einfach zurate zu ziehen. Mein Tipp wäre, nicht sofort auf alles zu reagieren, sondern erst einmal Abstand zu den Emotionen zu gewinnen. Diese Erregung, diese Emotion, diese Wut sind ja das, was einen Shitstorm antreibt. Ich würde nicht per se sagen, dass man sich ganz transparent machen und sich dem aussetzen sollte. Das auf keinen Fall, dies wäre kein guter Rat.

Manche Menschen trauern im Netz öffentlich, andere kritisieren diese Trauer. Brauchen wir mehr Toleranz und Offenheit?

Ich würde es anders formulieren. Je offener und toleranter eine Gesellschaft ist, desto weniger Reibungspunkte gibt es. Auf der anderen Seite ist es mir lieber, dass Menschen mit Worten miteinander in den Kampf, in den Streit oder in den Konflikt gehen. Wir wären auch nicht gut beraten, konfliktscheu zu werden. In Zukunft gilt es eher, Regeln für Konfliktlösungen zu entwickeln, um Konflikte auf vernünftige Art und Weise auszutragen. Solche Entwicklungen wie Hate Speech sind natürlich extrem schlecht, und das verurteile ich. Aber diese Stufe finde ich immer noch weniger krass als körperliche und physische Gewalt. Das ist für mich noch ein Zivilisationsschritt weiter. Aber wünschenswert ist natürlich, wenn man die Zivilisierung im Bereich der Sprache, der Kommunikation und auch im Umgang miteinander fortsetzt. Die Höflichkeit ist im Mittelalter verortet. Wir haben den anderen nicht provoziert, damit er nicht sein Breitschwert herausholt und uns köpft, wenn wir beispielsweise etwas Blödes gesagt haben. Aus diesem Grund hat sich die Höflichkeit entwickelt ebenso wie die Achtsamkeit auf Sprache, damit man das Gegenüber nicht unnötig zu Gewalttaten provoziert. Dadurch entstand eben auch neben anderen Faktoren ein Zivilisierungsprozess. Durch die Entstehung des Internets hat man jedoch das Gefühl, dass es wieder zu einem Rückschritt in der Zivilisierung gekommen ist. Aber da prophezeie ich optimistisch, dass im Netz wieder mehr Zivilisierung stattfinden wird. Denn niemand ist auf Dauer glücklich, selbst die Hater sind nicht glücklich, sonst würden sie ja nicht haten. Dies wird sich in Zukunft weiterentwickeln, und es finden ja auch schon Dinge im Kleinen statt.

Verstärken die sozialen Medien Hass oder Mitgefühl? Oder macht das Netz Hass oder Mitgefühl nur deutlicher spürbar?

Auch da gilt: sowohl als auch. Ich würde weder ausschließen, dass Hate Speech noch einmal anstachelt, noch dass es Leute abstößt, die wiederum Empathie mit den Opfern haben, sich auf ihre Seite stellen. Das ist ein permanenter Kampf. Es ist ein bisschen vergleichbar mit der These, ob Gewaltspiele gewalttätiger machen. Dafür gibt es bis heute keine eindeutige wissenschaftlich fundierte Aussage. Es gibt Theorien, die sagen, dass es nur bei den Menschen eine Gefahr darstellt, die noch andere Risikofaktoren haben. Ich glaube, dass dieses Risikofaktorbild auch sehr passend ist für Hate Speech. Das bedeutet: Menschen, die noch andere Risikofaktoren haben, die beispielsweise in einem Gewaltkontext sozialisiert wurden, in dem Hate Speech an der Tagesordnung war, sind eher in die negative Richtung beeinflussbar.

Und andere, die eher zivilisierter sozialisiert wurden, lassen sich davon nicht sofort anstecken. Im Gegenteil. Diese stellen sich eher als Schutz vor die jeweiligen Opfer. Man kann nicht pauschal sagen, dass alles in Richtung Hate abdriften wird, nur weil es Hate Speech gibt. Das ist natürlich ein Problem, und Hate Speech ist ein Akt des Sadismus, das ist auch keine Spielerei. Studien haben tatsächlich nachgewiesen, dass die Täter oftmals denken, das sei alles nur ein Spiel vor dem Bildschirm. Sie vergessen dabei, dass am anderen Ende eine Person sitzt, die verletzt wird. Deshalb gilt es natürlich, Hate Speech immer wieder zu thematisieren, vor allen Dingen im Bildungsbereich, in der Pädagogik und in der Schule. Dort findet sich oft die Keimzelle von solchen Dingen.

Wie schätzt du die Macht der Algorithmen bei unserer Kommunikation ein?

Algorithmus ist irgendwie das neue Phantasma, das überall herumgeistert und wahlweise die Leute begeistert oder verängstigt. Ich glaube tatsächlich, dass dies extrem aufgekocht wird. Ja, es gibt Algorithmen, und sie haben auch eine gewisse Macht, aber ich glaube, noch längst nicht in dem Maße, wie man uns das immer vermitteln will. Es gab jüngst ein Facebook-Beispiel zum Thema Trending Topics in den USA. Dort wurden uns bei Facebook Trending Topics anzeigt, ähnlich wie bei Twitter. Jeder Nutzer ging von einem Algorithmus aus, aber letztendlich waren es Facebook-Mitarbeiter, die nichts anderes gemacht haben, als die Mainstream-Medien zu durchforsten und selbst festzulegen, welche die Trending Topics sind.

Die Algorithmen-Geschichte ist wie ein gutes Marketing. Das hilft auch Facebook, wenn sein Algorithmus aufgeblasen wird und sich herumspricht, was er alles Tolles kann. Aber nichtsdestotrotz bemerken wir den Algorithmus im alltäglichen Gebrauch bei Facebook, und natürlich wird es auch ein Zukunftsthema werden. Gerade wenn es in wirklich existenzielle Bereiche wie zum Beispiel Versicherung oder Kreditwürdigkeit geht. Deswegen warne ich auch immer, diesen Algorithmus so zu verherrlichen, weil er am Ende dann doch so schlecht gemacht ist, aber so viele Existenzen daran hängen. Es wäre fatal, sich voll und ganz auf Algorithmen zu verlassen.

Ich sehe die Gefahr, dass Menschen diese Verantwortung am liebsten an Algorithmen abgeben würden, gerade wenn es um Bereiche wie das Militär geht. Dort wird angedacht, dass in Zukunft Drohnen aufgrund von Datensätzen selbst entscheiden können, wen sie abschießen. Dies ist natürlich eine riesige ethische Gefahr. Aber daran ist letztendlich nicht der Algorithmus schuld, sondern das, was der Mensch aus dem Konstrukt »Algorithmus« macht.

Gibt es Momente, in denen du wegen des rauen Tons, der im Netz manchmal herrscht, ungern vernetzt bist?

Ich schaue mir längst nicht mehr alles an. Manchmal reichen mir Ausschnitte, um zu wissen, was in den Kommentarspalten abgeht. Das muss ich mir nicht komplett reinziehen. Ich weiß, wie das funktioniert, wer da alles auftaucht und mit welchen Sprüchen. Deshalb ist es manchmal auch ganz gut, sich nicht hineinzuvertiefen und sich alles anzutun. Höchstens um reinzugehen, um dagegenzuhalten. Das halte ich auch für wichtig, aber nicht, um den anderen wieder zu beschimpfen, sondern eher, um sich vielleicht auch im Sinne des Opfers auf dessen Seite zu positionieren, ohne dass ich den Angreifer wieder angreife. Dies stachelt ja meistens nur an.

Und ansonsten zur Frage, ob ich mich weniger gerne vernetze. Auf keinen Fall, im Gegenteil. Dadurch ist die Vernetzung noch einmal qualitativ wertvoller geworden, weil man tatsächlich eher darauf achtet, mit welchen Menschen man sich vernetzt. Das verstärkt auch die Solidarität unter denjenigen, die genau das Gleiche ablehnen. Für mich stellt sich daher überhaupt nicht die Frage, warum ich mich nicht weiter vernetzten sollte. Ich glaube, Vernetzung ist an dieser Stelle sogar extrem wichtig, um auch Gegennetzwerke oder Widerstandsnetzwerke zu bilden. Dies entwickelt ja auch eine gewisse Sichtbarkeit und Schlagkraft.

Siehst du Felder, auf denen uns das Netz empathischer macht? Gibt es Strategien, welche die Empathie im Netz fördern könnten?

Ja. Ich glaube, dass eine Sensibilisierung und ein Bewusstsein für Sprache weitaus stärker stattfinden, als es vor dem Internet der Fall war. Dies löst natürlich zunächst einmal eine riesen Reaktanz bei denjenigen aus, die sich nicht vorhalten lassen wollen, wie sie zu sprechen haben. Aber letztendlich ist eine Sensibilisierung für Sprache – verbunden mit einer Empathie – eher angestiegen.

Der erste Schritt wäre, sich bewusst zu machen, was mit Kommunikation passiert und was Kommunikation mit uns macht. Das kann auch als Selbstreflektion verstanden werden. Einfach darauf zu achten, was mit mir passiert, wenn ich einen Newsfeed angucke oder gewisse Meldungen lese. Welche Regungen fühle ich innerlich? Der erste Schritt wäre, eine Selbstachtsamkeit zu entwickeln, um Medien bewusster wahrzunehmen. Ich denke, vielen Menschen ist noch nicht klar, was Kommunikation mit ihnen und ihren Emotionen macht. Der zweite Schritt wäre – wenn man erkannt hat, was dies mit einem macht –, anzufangen, strategisch dagegenzugehen. Indem man zum Beispiel bewusst sagt: Okay, das regt mich jetzt tierisch auf, aber ich teile jetzt mein Leid nicht mit meinen Freunden, denn dann regen sie sich ja genauso auf. Warum sollte ich ihnen das antun? Das sollte man natürlich nur sagen, wenn man selbst an einem Punkt angelangt ist, an dem man nichts mehr ändern kann. Oder wenn ich etwas daran ändern kann, dann mache ich es, indem ich mich auf einer gewissen Ebene engagiere. Man sollte sich aber dreimal überlegen, ob man diese eine Meldung wirklich weiterverbreiten möchte. Das hört sich jetzt sehr leicht an, ist aber unfassbar schwer. Ich habe das selbst öfters probiert und bin immer selber in die Falle getappt: Emotionen sind stärker als Achtsamkeit und eine bewusste vernünftige Handlung. Das liegt daran, dass wir als Menschen maßgeblich von unserem limbischen System, von unserem Gefühlszentrum, auf Überleben programmiert sind.

Deshalb würde ich raten, eine Achtsamkeit zu trainieren, daraus eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln und dann zu überlegen, welche Botschaften ich weitertragen möchte. Dazu gehört natürlich auch, die positiven Sachen im Netz stärker zu verbreiten, auch wenn sie nicht so viele Empörungs-Klicks und Likes bekommen. Aber ich kann mir bewusst werden, dass wir natürlich auch Freude miteinander teilen und die Ansteckung auch in eine andere Richtung forcieren können.

Wenn wir so einen Umgang miteinander pflegen würden: nicht bei jeder Kleinigkeit drauflospreschen, sondern auch mal Fünfe gerade sein lassen – Stichwort »Toleranz« –, ein Stück weit einfach leben und leben lassen und bei Gewaltandrohung handeln, die Justiz einschalten oder sich engagieren, wäre dies sehr sinnvoll.

Es gibt keine Patentlösung. Mein Aufruf wäre eher eine Sensibilisierung für das Ganze und auch ein Hinterfragen des eigenen Sharing-Verhaltens, des eigenen Streuens. Denn das ist ja das Neue: Jeder ist heute Publizist geworden. Die Gatekeeper, die das in der Vergangenheit geregelt haben, gibt es nicht mehr. Es gab spürbar weniger Emotionen in der Medienlandschaft, auch wenn Medien immer wieder mit Emotionen gearbeitet haben. Aber wir beobachten aktuell eine extreme Boulevardisierung von Medien: Alle setzen nur noch auf Reizemotionen, um Teilbarkeit herzustellen, um Klicks zu generieren. Dies gilt es, ein Stück weit kritisch zu hinterfragen und vielleicht an der einen oder anderen Stelle zu durchbrechen.

Hier ein Positivbeispiel: Perspective Daily, ein journalistisches Angebot, das ganz bewusst auf das Konstruktive setzt. Die Macher stellen ein großes Problem vor, wie beispielsweise Wassermangel in Namibia oder gestohlenes Öl. Aber zugleich bieten sie einen konstruktiven Lösungsvorschlag an, wie man sich zum Beispiel engagieren kann. Ich glaube, dies könnte ein neuer Weg sein, der ganz gut veranschaulicht, wie man auch anders mit Emotionen im Netz umgehen könnte.

Info: Dieses Interview ist Teil einer Reihe von insgesamt 15 Interviews und wurde letzten Sommer im Rahmen eines Buchprojektes geführt.

Interview mit Stefan Plöchinger

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Du bist Digitalchef bei der Süddeutschen Zeitung, die bereits früh ihre Kommentarfunktion unter den Artikeln abgeschafft hat. Welche Begründung gab es für diese Entscheidung?

Die öffentliche Debatte zu moderieren ist ein Kern des journalistischen Jobs. Sie anzuheizen darf uns nicht passieren. Das war unser Kalkül bei SZ.de, als wir vor zweieinhalb Jahren beschlossen haben, die Diskussionen unter unseren Artikeln durch einige wenige, gut moderierte Foren zu ersetzen. Das war ein Schritt gegen die selbst ernannten Ketzer, die vorher dort versucht haben, die Debatten zu bestimmen, und die immer schwieriger in den Griff zu bekommen waren.

Die Diskussionskultur wird so auf Social Media verschoben. Ist das wirklich ein effektives Mittel, um Hass im Netz zu verringern?

Es ist ja nicht so, als würde bei uns nicht mehr diskutiert – http://www.sueddeutsche.de/thema/Ihr_Forum –, und ich bezweifle auch, dass wir die entscheidende Macht sind, um den Debatten auf Facebook und Twitter zu einem Boom zu verhelfen. Das schaffen Facebook und Twitter schon selbst. Die Leute sind da längst und kommentieren, und sie kommentieren dort mit allen bekannten Auswüchsen, die mir nicht gefallen. Mein Eindruck ist nicht, dass Facebook effektiv daran arbeitet, gegen Hass und Hetze anzukommen. Das allerdings ist ein Problem, das vor allem Facebook und die Nutzer dort aktiv angehen müssen.

Gab es nie die Überlegung, die Kommentarfunktion wieder zu aktivieren?

Sie ist nicht deaktiviert. Wir haben die Entscheidung, uns auf weniger Themen pro Tag zu konzentrieren, nie bereut. Es ist ehrlicher und im Wortsinn schlauer, gut moderierte Debatten zu pflegen, statt den neben vielen klugen Nutzern immer präsenten Hetzern hinterherzulaufen und so ja auch keine gute Diskussion für alle Beteiligten zu erzeugen.

Bei anderen Zeitungen ist diese Funktion noch uneingeschränkt aktiv. Kritisierst du das oder guckst du nicht in den Garten der anderen?

Wir sind ein freies Land, wieso sollte ich andere dafür kritisieren, dass sie anderes versuchen? Ich lese auf allen Nachrichtenseiten viel schlecht Moderiertes, das ich als Unsinn bezeichnen würde, teils auch Fehlerhaftes, öfter auch Agitatorisches – aber diese Nachrichtenseiten haben sich eben entschieden, auch derlei Wortmeldungen zu tolerieren, oder schaffen es von ihrer Ausstattung her nicht besser, die Sache in den Griff zu kriegen. Die Kollegen wissen sicher besser als ich, ob das bei ihren Lesern ähnlich gemischte Reaktionen wie bei mir persönlich auslöst, oder ob es doch zu viel Reichweite bringt.

Welche Möglichkeiten haben Medienhäuser, um die LeserInnen vor Hass und Wut zu schützen?

Viele: wegmoderieren, anschreiben, verbannen … Sie haben vor allem die Pflicht dazu. Ich fände es unverantwortlich, wenn sie Hetzer ungefiltert auf das Massenpublikum etablierter Medientitel losließen, was zum Glück nur noch bei wenigen großen regelmäßig passiert.

Verstärken die sozialen Medien Hass oder Mitgefühl? Oder macht das Netz Hass oder Mitgefühl nur deutlicher spürbar?

Soziale Medien belohnen und verstärken damit emotionale Äußerungen jeder Art. Das »Like« und seine neuen Emotionsbrüder auf Facebook sind genau das: Gefühlsäußerungen, die man noch dazu impulsiv mit einem Klick in die Welt rausjagen kann. Technisch gesehen, machen die sozialen Medien damit Gefühlsimpulse erstmals überhaupt digital spür- und messbar. Dadurch, dass Algorithmen diese Impulse auswerten und anhand der Impulse die Prominenz von Meldungen in Streams festlegen, bekommen die schnell geäußerten Emotionen bei jenen Menschen mehr Einfluss auf die Informations- und Meinungsbildung, die soziale Medien stark nutzen.

Wie schätzt du die Macht der Algorithmen bei unserer Kommunikation ein?

Sie ist enorm gewachsen. Facebook ist für viele Menschen eine Informationsplattform geworden, Google ein Eintrittstor ins Internet, durch das man die digitale Welt entdeckt, und beide sind komplett algorithmisch gesteuert. Auf beiden verbringen viele Menschen sehr viel Zeit, nach allem, was wir wissen, mehr Zeit als in den Apps oder auf den Homepages klassischer Medienmarken.

Gibt es Momente, in denen du wegen des rauen Tons, der im Netz manchmal herrscht, ungern vernetzt bist?

Nein. Journalisten neigen ja eh zum Zynismus, was nicht gut ist und womit ich persönlich umzugehen versuche, indem ich meinen Zynismus gezielt einsetze. Zum Beispiel, um mit Hass und Hetze im Netz umzugehen.

Siehst du Felder, auf denen uns das Netz empathischer macht? Gibt es Strategien, welche die Empathie im Netz fördern könnten?

Emotionalität im Netz richtet sich ja nicht in nur ins Negative. Facebook belohnt ja ausdrücklich zuallererst positive Gefühle, indem es den »Like« nach oben stellt – und gerade empathische Geschichten machen es sehr leicht, »Gefällt mir« zu drücken. Manche Medien haben die Empathie deshalb als journalistisches oder Geschäftsmodell entdeckt, Stichwort Upworthy. Mir ist das oft etwas zu verkopft und publizistisch-taktisch. Ich sehe es nicht als unseren Job, Empathie für irgendwas oder irgendwen zu fördern. Unser Maßstab ist das Weltgeschehen, wie mutmachend oder verzweifelnd es sich auch auszuformen vermag.

Info: Dieses Interview ist Teil einer Reihe von insgesamt 15 Interviews und wurde letzten Sommer im Rahmen eines Buchprojektes geführt.

Interview mit Jörn Erkau

Jörk ErkauWer bist du und was machst du?

Jörn Erkau, General Manager Sennheiser Streaming Technologies. Meine Kollegen und ich kümmern uns um die Entwicklung von Besucherinformationssystemen für Smartphones und andere mobile Endgeräte.

Wie ist die Idee zu dem Projekt „Culture Inclusive“ entstanden?

Ich betreue seit ca. acht Jahren u.a. inklusive Veranstaltungen im kulturellen Umfeld und beim Sport. Mein persönliches Aha-Erlebnis war die Ausrichtung einer Sportveranstaltung mit der Übertragung von Audiodeskription für blinde Menschen, die mit einem erheblichen technischen und finanziellen Aufwand verbunden war. Es kamen letztendlich fünf Besucher, für die dieses Angebot relevant war. Da wurde mir klar, dass mit einer entsprechend guten Kommunikation viel mehr Menschen mitbekommen hätten, dass es eine für ihre Bedürfnisse ausgerichtete Veranstaltung gibt.

Bei der Entwicklung von neuen Besucherinformationssystemen war uns klar, dass jetzt die Zeit für eine entsprechende Plattform gekommen ist. Die Studie, die wir anschließend mit EMNID durchgeführt haben, hat uns in unserer Vermutung bestätigt. Viele Menschen nehmen nicht mehr an Kulturveranstaltungen teil, weil sie nicht sehen oder verstehen können, was auf der Bühne oder Leinwand passiert. Zudem ist ihnen auch nicht bekannt, welche technischen Hilfsmittel es heutzutage gibt und an welchen Spielstätten diese zur Verfügung stehen.

Was ist das Besondere an dem Portal?

Es ist das erste Portal, das in dieser Form in Deutschland existiert. Gestaltet nach den Prinzipien des „Universal Design“ ist es nutzbar für alle Zielgruppen und ansprechend im Design. Hinzu kommt der Anspruch des „responsive Design“, d.h. es funktioniert gleichermaßen gut auf dem Desktop Rechner, dem Smartphone oder Tablet.

Für welche Städte wird das Angebot gelten?

Das Angebot gilt deutschlandweit. Als global operierendes Unternehmen können wir uns gut vorstellen, das Portal auch in anderen Ländern an den Start zu bringen. In Frankreich, beispielsweise, ist der barrierefreie Zugang zu Spielstätten ab 2018 Pflicht. Hier wäre ein Portal wie Culture Inclusive eine sinnvolle und wichtige Institution. Wir müssen aber erst einmal ausreichend Erfahrungen in Deutschland sammeln, bevor wir an ein internationales Angebot denken können.

Welche Rolle spielen die digitalen Medien bei der Bekanntmachung der Plattform?

Natürlich spielen die digitalen Medien eine äußerst zentrale Rolle in diesem Prozess. Zum einen finden viele unserer Anwendungen auf dem Smartphone statt. Zum anderen sind die digitalen Medien der Dreh- und Angelpunkt in unserer Gesellschaft. Blinde Menschen, zum Beispiel, sind intensive Smartphone-Nutzer, da sie so einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf die für sie relevanten Informationen haben. Für eine gute Kommunikation sind Facebook, Twitter und Co. ein Muss.

Welche Bedeutung hat „Kultur“ in unserer digitalen Gesellschaft?

Kultur ist und war ein gesellschaftlich relevantes Thema – in unserer digitalisierten Welt mehr denn je. Themen und Nachrichten, auch kultureller Art, können viel breiter und vielfältiger gestreut werden als früher und dadurch eine hohe Aufmerksamkeit generieren. Das birgt Chancen, aber auch Gefahren. Zum Beispiel, dass nicht die gesamte Gesellschaft daran teilhaben kann. Daher ist es heutzutage umso wichtiger, dass jeder einen Zugang zu Kulturangeboten hat und diese auch wahrnehmen kann – ggf. mithilfe technischer Hilfsmittel wie Hörunterstützung.

Bist du, was den Stand der Digitalisierung angeht, aktuell eher verwirrt oder glücklich?

Ich bin sehr glücklich. Natürlich bringt die Digitalisierung auch Risiken mit sich. Aber vorrangig sind wir gefragt, das Beste daraus zu machen. Der Zugang zu Informationen ist wesentlich einfacher geworden. Technologie kann Menschen Unabhängigkeit bescheren, wie im Falle von Menschen mit Sinneseinschränkungen den Zugang zu kulturellen Veranstaltungen.