Interview mit Thomas Knüwer

KnüwerT_SWWer bist du und was machst du?
Ich bin Thomas Knüwer, Gründer der digitalen Strategieberatung kpunktnull sowie Editor at Large des Internet Magazins. Außerdem blogge bei Indiskretion Ehrensache über Medien und Marketing sowie bei Gotorio über Reisen, Essen und Wein.

Dein aktueller Fang?
Flirtey, das ist ein australisches Startup, das Sachbücher mit Drohnen ausliefern möchte – die befinden sich jedoch noch in der Testphase. Wo es mir begegnet ist? In meiner Lieblings-App: Zite.

Seit wann bist du im Internet aktiv?
Im Internet aktiv bin ich seit 1992, damals noch zu Studienzwecken. Ich habe es als Recherche für das Studium genutzt, damals gab es aber noch kein World Wide Web und zum Surfen (was man damals noch nicht so nannte) musste ich in den PC-Pool des Fachbereis Wirtschaftswissenschaften der Uni Münster.

Welchen Grund gab es für dich, „Indiskretion Ehrensache“ ins Leben zu rufen?
Das steht auch im ersten Artikel in Indiskretion Ehrensache. Die Idee kam mir an einem Silvesterabend – ein spontaner Neujahrsvorsatz.

Wir haben gerade vom „Internet Magazin“ erfahren. Was ist anders im Vergleich zu anderen Internetmagazinen?
Ich glaube, dass wir eine Positionierung gefunden haben, die es so bisher nicht gibt. Es handelt sich ja um ein Wirtschaftsmagazin; daher richtet es sich an Leute, die sich beruflich mit dem Internet befassen und ein professionelles Informationsbedürfnis haben. Natürlich gibt es das t3n-Magazin, das ich persönlich auch sehr schätze, aber es ist – das muss man an der Stelle auch sagen – eben sehr „nerdig“ oder, um es mit anderen Worten zu sagen, sehr speziell. Dann gibt es noch „Werben und Verkaufen“ oder „Horizont“. Beide haben eher den Werber-Blickwinkel. Wirtschaftsorgane wie „Manager Magazin“ oder „Handelsblatt“ dageben berichten zu wenig – und grundsätzlich fortschrittspessimistisch und digitalskeptisch. Am 22. November kommt die erste Printausgabe auf den Markt. Die Internetseite ist unter www.intmag.de online, ebenso sind wir auf Facebook und Twitter erreichbar.

Du hast in einem Blogeintrag geschrieben: „Springer will nicht nur sich selbst digitalisieren sondern zeitgleich auch noch möglichst viel Geld aus dem Niedergang der anderen Verlage ziehen.“ Kannst du das nochmals kurz erklären?
Durch die Konstruktion der Übernahme macht sich Springer per Gemeinschaftsunternehmen mit Funke zum Dienstleiter der sterbenden Zeitungsbranche.

Dein Fazit zur Springer-Online-Vorgehensweise?
Springer entfernt sich stückweise im Journalismus als Kerngeschäft. Es bleiben noch zwei große Marken – Bild und Welt – mit ihren Submarken. Doch Journalismus ist nicht mehr der Konzernfokus. Strategisch ist das nicht zu bemängeln, man sollte sich dann aber auch nicht aufspielen als Retter der Mediennation. Und man sollte sich deshalb aus allen Debatten zurückziehen, wie beispielsweise der über das Leistungsschutzrecht. Nokia spricht ja heute auch nicht mehr für

die Gummistiefelhersteller.

Welche Strategie/Lösung siehst du (dauerhaft) für das Bezahlen im Internet?
Also eines ist klar: „Die“ ultimative Lösung gibt es nicht. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass die Leute nicht bereit sind für Inhalte zu bezahlen. Die Menschen zahlen weltweit einiges für Inhalte: Sie zahlen für Musik, für Filme, für Bücher. Sie zahlen jedoch nicht für Nachrichten-Inhalte. Zum einen, weil sie erst nach dem Konsum eines Nachrichteninhaltes beurteilen können, ob dieser ihren Qualitätsansprüchen genügte – denn die Qualität von Nachrichteninhalten unter einer Marke schwankt massiv. Zum anderen wissen sie aber auch, dass sie diesen Inhalt exakt einmal konsumieren. Und dafür gibt es dann keine Zahlungsbereitschaft. Früher wurde die Nachrichtenlage zusammengefasst, auf Papier gedruckt und vor die Haustür gelegt – das war eine andere Dienstleistung, für die Menschen zahlen wollten. Doch ist diese Leistung eben im digitalen Zeitalter nicht mehr wettbewerbsfähig. Darüber hinaus gilt: Die Refinanzierung von Journalismus über Online-Werbung funktioniert.

Was sagst du zu Leuten in 3 Sätzen, die in erster Linie die Risiken des Netzes betonen? Fängst du an zu diskutieren?
Ich diskutiere ja gern. Meist stellt sich dann heraus, dass jene Personen von Vorurteilen getrieben sind, die genährt werden von der Berichterstattung der

klassischen Medien in Deutschland. Letztlich gilt: Das Internet ist so gut und so schlecht wie die Menschen, die es benutzen. Oder anders formuliert: Das Internet ist eine Technologie und ist nur so gut und nur so schlecht wie ihre Anwender.

Bist du – was den Stand der digitalen Möglichkeiten angeht – verwirrt oder glücklich?
Ich bin glücklich. Verwirrt bin ich nicht.