Mein Medien-Menü (Folge 57)

Für den Christoph Koch hat unsere Praktikantin ihr Medien-Menü aufschreiben dürfen. Lieben Dank!

Guten Morgen, Medienwelt!

Hier schreibt Gina Schad, nebenberuflich Chefpraktikantin bei medienfische, hauptberuflich Studentin – jedenfalls noch für ein paar Monate. Während des Masterstudiums an der Humboldt Universität (Medienwissenschaft) habe ich das Interview-Blog-Projekt medienfische gestartet, bei dem ich 20 Medienköpfe zu den Risiken und Chancen der Digitalisierung interviewt habe. Ich entwickle das Projekt weiter, stelle neue Interviews ins Netz und schon soll ich zum ersten Mal in meinem Leben selbst ein Interview geben, oder besser gesagt: etwas für Christoph Kochs Medien-Menü schreiben. Lieschen Müller würde sagen: das ist der Anfang einer ganz steilen Karriere.

Wie bin ich überhaupt zum Kochen gekommen? Angefangen hat alles mit diesem blöden Fernseher, dieser hässlichen, grauen Röhre, die bei uns im Wohnzimmer stand und die nur einmal im Jahr, wenn der Christbaum im Wohnzimmer die Sicht auf sie versperrte, schlief. Der Fernseher ist schuld. Er hat mir vermittelt, dass da draußen das viel aufregendere Leben stattfand, und ich habe ihm blind vertraut. Zurückfragen ging ja nicht. Ich wollte diskutieren, streiten, Kräfte messen. Ihn hat es nicht interessiert. Hat mich mit leerem Blick angeschaut. Mich ausgelacht. Irgendwann wollte ich weg aus meiner Kleinstadt, in die große Stadt: Kunst und Kultur fischen – dorthin gehen, wo sie aufwachsen. Die grauen, wichtigen Röhren. Ja, ich bin ein Kind der Massenmedien und gehöre zu der alten Generation Myspace, ein Profil hatte ich jedoch nie. Meine Eltern sind immer noch nicht bei Facebook, meine Geschwister lesen keine Mails auf ihrem Smartphone und ich frage mich manchmal, warum ich unbedingt dieses Menü wählen musste. Dabei bin ich wahrscheinlich selbst schuld; das Essen, das ich gerade verspeise, habe ich mir ja selbst gekocht. Ich hätte auch andere Zutaten für mein Leben kaufen können. Wollte ich wohl nicht.

Ich fange einfach mal mit der Vorspeise an, sonst wird ja das Essen kalt. Nach dem Aufstehen mache ich in der Regel zuerst meinen Laptop an und schleppe ihn mit ins Bad. Dort sitze ich dann und schaue, was es bei Spiegel Online Neues gibt. Erst dann kommt das Zähneputzen. Informieren tue ich mich aber fast nur noch über meine Lieblingszeitung Twitter. Ich sage es ja nicht gerne, aber ohne Twitter könnte ich wahrscheinlich nicht mehr leben. Das klingt jetzt wahrscheinlich gerade sehr dramatisch, oder?

Das ist gut.

Darüber hinaus gibt es einige Blogs, in die ich regelmäßig kurz hineinlese, wie z.B. Carta, Perlentaucher, Indiskretion Ehrensache, Vocer, das Blog von Leander Wattig. Außerdem bin ich ein großer Fan von Deutschlandradio Kultur.

Kommen wir zum Hauptgang: Wenn ich nicht gerade Sushi esse, Fische füttere oder mich über meine mangelhaften technischen Kenntnisse ärgere, schreibe ich für die Uni. Die wichtigste berufliche Lektüre ist für mich Wikipedia. Nicht, weil ich dort abschreibe, aber Wikipedia hilft mir, die Zusammenhänge besser und schneller zu verstehen. Gerade wenn es um komplizierte Sachen geht, brauche ich ein Netz, das mich auffängt.

Natürlich lasse ich mich auch gerne von der Arbeit ablenken und schaue ab und zu heimlich bei Facebook vorbei. Facebook habe ich jedoch schon immer in erster Linie als Netz-Zeitung genutzt und nicht, um dort zu schreiben, wann ich meine Tage habe. Der Schutz meiner Privatsphäre ist mir wichtig, weshalb ich versuche, mich ohne großes Trara zu schützen. Derzeit bin ich mir allerdings sicher, dass man sich auch durch Transparenz schützen kann. Aber ich bin ja noch neu (www.twitter.com/achwieschade) und lerne gerade dazu. Daher bin ich gespannt, wie ich das in ein paar Jahren sehe.

Oh, ein Interviewpartner schreibt und möchte, dass ich etwas an seinem Interview verändere: Einen Link einfügen? Das Bild verkleinern. Video verlinken? Kein Problem. Um ehrlich zu sein: Technik habe ich mit 4 Jahren abgewählt. Daher hatte ich am Anfang bei meinem Blog auch extreme Schwierigkeiten. Für mich ist das alles ein großes Experiment. Und dabei darf man auch mal was falsch machen. Ich wünschte mir manchmal, wir alle würden über unsere Fehler reden.

Natürlich habe ich dann doch noch einen Termin. Also raus aus der Komfortzone, App aktiviert und ab in die Ringbahn. Wenn ich in der Bahn sitzen muss, lese ich gerne die Süddeutsche auf meinem Handy, weil ich aus dem Süden komme und mir die SZ ein Gefühl von Heimat suggeriert. Außerdem schaue ich immer mal, was die taz so zwitschert, die Zeitung meiner Wahlheimat, sozusagen. Was meine analogen Leserituale angeht: Montags und donnerstags hole ich mir auch mal die Zeit oder den Spiegel, weil ich es immer noch schön finde, etwas in der Hand zu haben. In der Bahn beobachte ich am liebsten Menschen, mit dem Buch in der Hand. Da bin ich wirklich schräg. Manchmal denke ich auch, das passt ja gar nicht, du bist eine fiese Schwindlerin. Schreibst bei den medienfischen über eBooks und dann kaufst du dir das Buch im Laden. Aber die Möglichkeiten zu kennen und kulturelle Projekte im Netz bekannt zu machen und sich trotzdem ein Buch im Laden zu kaufen, ist aber trotzdem OK, oder?

Die Bahnfahrt ist für mich immer wie eine kleine Reise. Auf großen Reisen checke ich gerne meine Mails, so blöd das klingt, und schreibe WhatsApp-Nachrichten, um mit meinen Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben. Ich bekomme immer ganz schnell Heimweh, daher mag ich Briefe, auch wenn sie elektronisch sind. Ich lache manchmal über Menschen, die schreiben, eine Mail sei nicht persönlich. Oder eine SMS. Also ich finde das hochgradig persönlich. Ist ja alles dabei gewesen, beim Schreiben …

Aber: Zeit für den Nachtisch! Was Fernsehsendungen angeht, da muss ich leider passen. Ich schaue so gut wie kein Fernsehen mehr und beobachte immer mehr, dass Bekannte auch kein Fernsehen mehr schauen. Wir brauchen eigentlich keinen Fernseher mehr, wenn alle Sendungen im Netz verfügbar sind. Leider werden viele Sendungen wieder aus dem Netz gelöscht, was ich gemein finde. Das einzige, was ich regelmäßig schaue, sind daher Nachrichten und Kultursendungen von ARD, ZDF oder 3Sat. Die drehen sich auch oft um Netzthemen, die mich interessieren. Sehr zu empfehlen ist auch die BR-Kurzfilmnacht. Leider kommen die Kurzfilme erst, wenn wir alle schlafen.

Vor dem Einschlafen schaue ich gerne noch eine Serie, am liebsten eine amerikanische. Es gibt ja mittlerweile auch einige Schauspielerinnen in den USA, die ihre eigene Serie schreiben und dann auch noch produzieren. Das ist schön! In Deutschland wird man ja bereits komisch angeguckt, wenn man zwei Dinge gleichzeitig machen will. Und vor allem auch machen kann. Schon komisch, wie wir Deutsche ticken.

Wenn ich vor dem Einschlafen nichts anschaue, lese ich.

Am liebsten lese ich Biografien. Generell interessieren mich Geschichten über Menschen und über das Leben, weshalb ich am liebsten Biografien von interessanten Persönlichkeiten lese. Ich habe nach dem Abi ein Buch aus dem Regal meiner Eltern gemopst – Frau Thomas Mann –, damit ich auch noch was Intelligentes im Regal stehen habe. Falls Besuch kommt. Das war der Anfang meiner großen Leidenschaft für Biografien.

Außerdem ein empfehlenswertes Buch: „Schauspieler-Bekenntnisse“. Was mich an dem Beruf des Schauspielers so fasziniert, ist die Tatsache, dass es ein Beruf ist, der alles von dir abverlangt, dir aber im Gegenzug überhaupt nichts verspricht. Ein Beruf mit „Suchtpotenzial“, wie die Künstlerin Birgit Brenner i einen Interview gesagt hat. Was es für Menschen sind, die das genau wissen, und sich genau dafür entscheiden … finde ich spannend.

Auf dem Smartphone lese ich, um ehrlich zu sein, immer mehr. Manchmal stört es mich, dass der Bildschirm so klein ist. Aber ich finde es toll, selbst im Bett noch auf meine Mails und Twitter zugreifen zu können. Ich liebe dieses Produkt eines kalifornischen Herstellers. Aber wie in jeder guten Beziehung auch gibt es Regeln und Grenzen. Wir schlafen meistens getrennt, jeder braucht seinen Freiraum. Ein schönes Zitat, das ich dazu im Netz gefunden habe:

„Liebe ist nicht zuletzt, auf die Freiheit des anderen zu achten.“ (gefischt bei Culturmag)

Bisher klappt das ganz gut.

Gute Nacht, Fische!

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