Wer bist du und was machst du?
Hallo, ich bin Kathleen Ziemann, Kulturwissenschaftlerin und als Forscherin für Studien und Reports des betterplace lab zuständig. Das heißt, ich entwickle das Forschungsdesign für unsere Studien und verantworte die Redaktion unserer Veröffentlichungen – zum Beispiel auch für den Trendreport.
Für den Trendreport erforscht ihr, wie soziale Organisationen digitale Tools nutzen können. Warum wurde der Trendreport ins Leben gerufen?
Mit dem Trendreport machen wir uns auf die Suche nach der „guten“ Seite des Internets. Unsere über 600 Fallbeispiele aus aller Welt sollen soziale Organisationen dazu inspirieren, das Internet für ihre Arbeit zu nutzen. Und mit unseren Trends wollen wir sie auf Themen und Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.
Was macht eigentlich einen Trend aus?
Wir analysieren unsere Datenbank aus Fallbeispielen und ermitteln, welche Wirkungsprinzipien gehäuft auftreten. Wenn wir viele Beispiele finden, in denen SMS-Kampagnen eine wichtige Rolle spielen – wie etwa in der Gesundheitsversorgung in entlegenen Regionen oder im Katastrophenfall, dann schreiben wir einen Trend darüber.
Kannst du uns einen besonderen Trend aus dem letzten Jahr beschreiben?
Für mich ist der Trend „Unterwachung“ ganz besonders wichtig. Er zeigt, welche Kraft das Internet entwickeln kann: Menschen können mit Hilfe digitaler Plattformen Politiker und große Konzerne gemeinsam unter die Lupe nehmen und öffentlich unbequeme Fragen stellen. So können sie für mehr Transparenz sorgen und Korruption begrenzen.
Orientiert ihr euch bewusst an Ländern wie den USA oder China? Wie siehst du die Länder in Afrika südlich der Sahelzone?
Wir versuchen natürlich einen globalen Blick für digital-soziale Innovationen zu entwickeln. Das ist nicht immer so einfach, weil natürlich nicht alles online so gut dokumentiert ist, wie beispielsweise in den USA oder in Europa. Deshalb machen wir regelmäßige Forschungsreisen. Mit dem lab around the world haben wir bereits in Afrika und Asien geforscht. Zum Beispiel in Kenia, Tansania, Indonesien und Indien.
Wenn du die digital-sozialen Trends in Deutschland mit denen in anderen Ländern vergleichst: Wo stehen wir da? Hinken wir hinterher? Oder sind wir womöglich nur Spezialisten für Datenschutz?
Wir wünschen uns in Deutschland mehr Mut digitale Innovationen auszuprobieren. Es gibt bisher nur wenige soziale Organisationen, die die Digitalisierung optimal für sich nutzen oder ihr optimistisch entgegensehen. Für viele kleine NGO ist da noch viel drin. Eine Organisation, die besonders viele digitale Tools intelligent für sich nutzt ist zum Beispiel Viva con Agua.
Wie bewertest du den Einsatz von Drohnen, um Menschen in ärmeren Ländern Gutes zu tun?
Drohnen können, richtig eingesetzt, zum Beispiel bei Naturkatastrophen eine wichtige Rolle spielen. Mit ihnen kann man schnell evaluieren, welche Gebiete betroffen sind, und was die Menschen dort benötigen. Ich habe auch schon von Drohnen in der medizinischen Versorgung von entlegenen Gebieten gelesen.
In welchen Situationen stößt „Online“ deiner Meinung nach an seine Grenzen?
Wenn man es als einziges Instrument zur Mobilisierung von Menschen versteht, dann ist es nicht ausreichend. Es kommt auf die Verzahnung von digitalen und analogen Mitteln an.
Bist du, was den aktuellen Stand der Digitalisierung angeht, aktuell eher verwirrt oder glücklich?
Keine Ahnung, das heißt vermutlich verwirrt Oder?