Kategorie-Archiv: Netzgespräche

Interview mit Dani Levy

Wir starten mit einer neuen medienfische-Interviewreihe: „Durchgedreht mit…“

Unsere Autorin hat den Regisseur Dani Levy im hauseigenem Kino seiner Produktionsfirma X-Filme Creative Pool interviewt. In diesem Interview äußert er sich zu seinem aktuellen Filmprojekt und darüber, wie die Digitalisierung seine Arbeit als Regisseur verändert hat.

soilfilms, Netzpiloten und Carta sind Kooperationspartner von „Durchgedreht mit..“

Interview mit Uli Köppen

Uli_Koeppen_by_Max_HofstetterWer bist du uns was machst du?

Mein Name ist Uli Köppen, Journalistin und auf der Suche nach neuen Erzählformen. Seit 2009 bin ich beim Bayerischen Rundfunk; zu Beginn in der Kultur-Redaktion, später habe ich in die Web-Innovation gewechselt. Daneben gebe ich Crossmedia-Kurse für Studenten. Am liebsten sind mir dabei Themen, an denen man eine Woche mit den Studenten zusammenarbeiten kann.

Wie beschreibst du Verwandten deine Tätigkeit beim Bayerischen Rundfunk? Was machst du dort eigentlich genau?

Ja, das ist in der Tat manchmal ein bisschen schwierig. Ich versuche, mit neuen technischen Optionen neue Möglichkeiten und Wege für den Journalismus zu ergründen. Das zieht sich durch alle Bereiche, in denen Menschen innovativ im Web unterwegs sind. Darüber hinaus versuchen wir, mit Pilotprojekten das Ganze auch sichtbar zu machen. Wir arbeiten im Bereich interaktive Erzählformen und Datenjournalismus. Dabei gehöre ich zu einem Team von vier Leuten, die in der Web-Entwicklung für den Bayerischen Rundfunk arbeiten. Das Web-Innovationsteam gibt es jetzt seit zwei Jahren, die Redaktion heißt „Telemedien“.

Weshalb ist das deiner Meinung nach wichtig?

Weil man ein Experimentierfeld braucht. Wir haben hier die Möglichkeit, auch mal scheitern zu dürfen. Wir können die unterschiedlichsten Sachen ausprobieren. Diesen Freiraum hat man nicht, wenn man tägliche Aufgaben abarbeiten muss.
Das bedeutet natürlich nicht, dass wir keinen Druck haben. Aber wir haben die Möglichkeit, Dinge ausprobieren zu dürfen, für die man bei einem täglichen Veröffentlichungszyklus normalerweise keine Zeit hat.

Wie schwer ist es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk neue digitale Konzepte und Formate durchzusetzen?

Wenn man für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeitet, hat man natürlich Vor- und Nachteile: Der Vorteil ist, dass Gewinn keine Rolle spielt und man sich auch um soziale und abseitigere Themen kümmern kann, die in anderen Medien zu kurz kommen.. Der Nachteil ist: Der ÖR ist ein riesiger Tanker, der schwer zu bewegen ist. Wir stoßen dabei immer wieder auch auf Vorurteile und Ängste. Dennoch können wir ab und zu interessante Pilotprojekte realisieren. Sowohl intern, als auch extern.

Wärst du Entscheider bei den Öffentlich-Rechtlichen, welche strategischen Veränderungen würdest du als erste vornehmen?

Auf alle Fälle würde ich mehr Programmierer und Leute aus anderen Bereichen mit ins Boot holen. Wir sind in unserem Team jetzt zwei Journalisten, ein Grafiker und eine Datenanalystin, die beide auch programmieren. Mit diesem Team können wir aus unterschiedlichen Bereichen auf ein gemeinsames Thema schauen. Ich denke, so könnte der Journalismus von morgen aussehen.

Handelt es sich dabei überhaupt noch um Journalismus?

Das ist für mich auf jeden Fall Journalismus. Es kommt natürlich darauf an, was man daraus macht. Diese ganzen unterschiedlichen „Bereiche“ müssen letztendlich an einem gemeinsamen Strang ziehen. Man kann sich das vorstellen wie einen Werkzeugkasten, aus dem man sich bedienen kann. Dieser Kasten muss dann auch mit unterschiedlichen Werkzeugen bestückt sein.

Das Web ist doch der Ort, an dem man neue Möglichkeiten ausprobieren kann. Früher hatte man auch mehrere Erzählformen, aber im Web kommen nochmals ganz unterschiedliche Bereiche zusammen: Bild/Text/Audio/Datenjournalismus/Storytelling. Wenn wir zurückschauen: Bei einer Fernsehsendung konnten wir lediglich ein- und ausschalten.

Digitales Storytelling ist …

.. wenn die Form zur Geschichte passt. Es geht darum, für jede Geschichte die richtige Form zu finden. Im Netz hat man dafür mehr Möglichkeiten, als in den eindimensionalen Medien.

Du bist auf der Suche nach neuen Erzählformen im Internet. Wie werden wir uns in der Zukunft Geschichten erzählen?

Ich glaube, dass sich durch die technischen Möglichkeiten die Erzählformen weiter entwickeln werden. Unser Bedürfnis nach linearen Geschichten wird jedoch immer bleiben. Oder anders ausgedrückt: Ich glaube, der Baukasten, über den wir eben schon gesprochen haben, wird immer größer. Gute Geschichten werden jedoch nach wie vor Gewicht haben. Lineare Erzählformenwerden deshalb nie aussterben.

Das ist ein Bedürfnis, das tief in uns verankert ist

Bist du, was den Stand der Digitalisierung angeht, aktuell eher verwirrt oder glücklich?

Gerade im letzten Jahr sind so viele neue Experimente herausgekommen. Dabei ist es schwierig, bei den ganzen Entwicklungen noch den Überblick zu behalten.

Aber: Wenn der Werkzeugkasten größer wird, können wir natürlich auch mehr ausprobieren.


Fotograf: Max Hofstetter

Interview mit Jennifer Jäger

Jennifer JägerWer bist du und was macht du?

Mein Name ist Jennifer Jäger und ich schreibe Bücher – zumindest sage ich das meinen Besuchern, wenn sie meinen chaotischen Schreibtisch betrachten.

Dein aktueller Fang?

Ich würde gerne ganz egoistisch mein eigenes Projekt vorstellen: Die gemeinsamen Schreibnächte. Hierbei geht es um eine Vernetzung zwischen Selfpublishern und Verlagsautoren, Anfängern und Profis. Einmal im Monat setzen wir uns virtuell zusammen und hauen gemeinsam in die Tasten. Hierfür haben wir sogar ein eigenes Forum. Bisher habe ich viel positives Feedback für dieses Projekt bekommen und ich werde sicherlich so schnell nicht aufgeben.

Wir medienfische kennen uns noch nicht so richtig mit dem Selfpublishing aus: Aus welchen Gründen entscheidet man sich als Autor dafür?

Ich denke, dafür kann es viele Gründe geben: Verlagsabsagen, Ungeduld, Überzeugung – um einige zu nennen, die mir spontan einfallen. Wer häufig Absagen einstecken musste, kann sein Buch heutzutage selbst veröffentlichen. Wer nicht monatelang auf Antworten warten möchte, kann sein Buch sofort zum Verkauf einstellen. Und wer sich gerne selbst vermarktet, die richtigen Leute an der Hand hat und sich viel zutraut, der kann mit seinem Namen eine Marke aufbauen.

Und wie findet man deiner Meinung nach als angehender Autor die richtige Plattform?

Für mich war es wichtig, dass ich meine Leser auf einer persönlichen Ebene ansprechen kann. Deshalb habe ich auf Facebook, BookRix und meinen Blog gesetzt: Möglichkeiten, um direkt mit den Lesern in Kontakt zu treten. Für mich ist direktes Feedback sehr wichtig.

Wie sind deine Käufer im Netz auf dich aufmerksam geworden?

Die Internetcommunity BookRix hat mir dabei sehr geholfen. Dort war ich aktiv unterwegs, habe die Bücher anderer Jungautoren kommentiert, mir so ein kleines Netzwerk aufgebaut und sogar meine Covergestalterin auf diesem Weg gefunden. Ehrliches Interesse an Anderen hilft einem meiner Ansicht nach viel eher weiter als „Spam“ in Facebook-Gruppen. Deshalb lese ich auch viele Bücherblogs und stehe mit deren Betreibern in Kontakt. Einerseits, weil ich diese Personen sehr schätze, andererseits weil ich ihre Blogs einfach gerne lese.

Wie wichtig ist Marketing für Autoren im Netz? Die meisten Autoren haben mit Marketing wahrscheinlich nicht viel am Hut, oder?

Meinen Erfahrungen nach unterschätzen viele Autoren den Einfluss des Internets auf ihre Marketingmöglichkeiten. Durch Mundpropaganda verbreiten sich Inhalte rasend schnell in sozialen Netzwerken. Das kann natürlich auch mal nach hinten losgehen, wenn ein Autor sich im Netz unbedacht äußert. Hier birgt das Internet sicherlich viele Risiken, die nicht jeder einschätzen kann. Die erfolgreichen Selfpublisher haben die Mechanismen verstanden und verkaufen deshalb so viele Bücher.

Marketing ist für dich …

das Produkt aus Kundensicht zu sehen.

Was ist für dich der wesentliche Unterschied zwischen Crowdfunding und Selfpublishing?

Im klassischen Selfpublishing muss man auf sich selbst vertrauen und alles selbst finanzieren. Beim Crowdfunding wird ein Projekt von begeisterten Lesern subventioniert. Selfpublisher, die eine entsprechende Community besitzen, können allerdings bestimmt mit Crowdfunding erfolgreich ihr nächstes Projekt finanzieren, ohne selbst in Vorkasse gehen zu müssen.

Interview mit Tobias Gillen

tobiasgillenWer bist du und was machst du?

Mein Name ist Tobias Gillen, ich arbeite von Köln aus als freiberuflicher Medien- und Technikjournalist für mehrere Print- und Online-Medien. Zudem bin ich seit kurzer Zeit stolzer E-Book-Autor mit meinem E-Book „Verschlüsselt! Wie ich sichere Kommunikation im Netz lernte“. Ansonsten genieße ich meine Freizeit am Rhein, halte schöne Momente gerne fotografisch fest und freue mich aktuell, euch Rede und Antwort stehen zu dürfen, liebe medienfische.

Dein aktueller Fang?

Mein aktueller Fang ist sicherlich mein E-Book über verschlüsselte E-Mail-Kommunikation, sicheres Surfen und bombenfeste Passwörter. Weniger neu, aber dafür auch aktuell, darf ich meinen Blog natürlich nicht vergessen, der mich ständig begleitet und mir Raum gibt, Gedanken und Ideen zu veröffentlichen.

Wie bist du darauf gekommen, ein E-Book wie „Verschlüsselt!“ zu schreiben?

Ehrlich gesagt ist das meinem schlechten Gewissen geschuldet. Im Zuge des Geheimdienst-Skandals ist mir bewusst geworden, dass ich Auftraggebern, Kollegen und Informanten überhaupt keine Möglichkeit gegeben habe, mich verschlüsselt zu kontaktieren. Als Technik-Journalist sollte es für mich wohl ein leichtes sein, so etwas wie PGP oder S/MIME einzurichtet – weit gefehlt. Und genau so ist mein E-Book auch geschrieben: Sehr ehrlich, von einem Anfänger für Anfänger. Die Resonanz darauf zeigt: Ich bin nicht allein.

Warum sollten wir unsere Mails überhaupt verschlüsseln?

Diese Frage bekomme ich seit der E-Book-Veröffentlichung häufiger gestellt. Gegenfrage: Warum sollten wir es nicht tun? Einmal eingerichtet, braucht es nur ein paar Klicks und man kann eine sensible Nachricht schon wirksam vor neugierigen Blicken schützen (sicher nicht vor allen, aber vor einigen). Die NSA-Enthüllungen haben doch eins gezeigt: Für unsere Privatsphäre müssen wir schon selbst sorgen, das macht keine Regierung für uns.

Leben wir nicht längst alle Post-Privacy? Passt das zusammen: Post-Privacy leben und Mails verschlüsseln?

Nur weil wir heute vielleicht mehr von uns preisgeben als noch vor ein paar Jahren bedeutet das ja nicht gleich, dass wir keine Geheimnisse mehr haben oder sensible Daten von A nach B geschickt werden müssen. Demnach: Natürlich passt das zusammen.

War für dich von Anfang an klar, dass es ein E-Book werden soll?

Nein, ursprünglich war es als Artikelserie geplant. Aber mit der Zeit zeigte sich, dass das Ding Potenzial hat, für viele Leute eine Anleitung zu werden, die man lieber an einem gesammelten Ort hat als in zehn Teilen verteilt im Internet. Außerdem war es für mich dann auch ein Experiment um zu sehen, ob sich das Selfpublishing für uns Journalisten lohnen kann und wie man mit all den Aufgaben (Vermarktung, Konvertierung, etc.) alleine klar kommt.

Wie viele Seiten sollte ein E-Book deiner Meinung nach mindestens haben?

Na das ist pauschal nicht zu sagen. So weit ich weiß sehen die Leser einen Preis von 2,99 Euro für ca. 100 Seiten auf einem Kindle als gerechtfertigt an. Ich habe mich daran nicht orientiert, es war fertig, als es fertig war. Und der Preis ist mit 2,99 Euro so niedrig, dass er keine große Hürde darstellt und das Buch auch gelesen wird. Auf der anderen Seite ging es aber auch nicht billiger, weil Amazon ansonsten statt 30 Prozent satte 65 Prozent der Einnahmen verlangt.
Aber noch mal zu deiner Frage: Was spricht dagegen, wenn jemand einen schönen Gedichtband mit 20 Gedichten hat, nur 20 Seiten zu veröffentlichen? Es gibt keine Grenzen, wir haben keinen Verlag im Rücken und alle Freiheiten.

Was erwartest du in den nächsten Jahren konkret vom Selfpublishing? Werden wir uns alle wieder beruhigen oder geht’s jetzt erst richtig los?

Also so aufgeregt finde ich es gar nicht. Dass wir uns mit Blogs eine Stimme verschaffen, wird sich sicher nicht irgendwann wieder legen als sei es eine Modeerscheinung gewesen. Und auch im E-Book-Markt ist noch eine ganze Menge Luft nach oben – auch und insbesondere in Deutschland.

Was hältst du von einer Mischung aus Crowdfunding und Selfpublishing? Und wie gut/schlecht ist es gegenüber der Crowd, das Buch danach einem normalen Verlag anzubieten?

Der Vorteil beim Crowdfunding ist natürlich, dass man ein aufwendiges Projekt vor der Arbeit erst einmal auf den Prüfstand stellen kann: Interessiert es die Leute? Wie ist die Resonanz? Würden Menschen wirklich Geld dafür ausgeben oder investieren? Zudem kann man dann ganz ohne finanzielles Risiko schreiben, was bei mir zum Beispiel nicht der Fall war – auch, wenn sich das Risiko hier im kleinen Rahmen gehalten hat.

Bist du – was den Stand der digitalen Möglichkeiten angeht – verwirrt oder glücklich?

Überglücklich! Ich könnte mir ein schöneres Arbeiten als momentan überhaupt nicht vorstellen. Ohne Internet und die digitalen Möglichkeiten wäre das undenkbar. Verwirrt bin ich nur von Wikipedia-Artikeln über PGP und S/MIME – aber dazu mehr in meinem E-Book…